Deutsche Oper Berliin, Season 2021/22
“GÖTTERDÄMMERUNG”
Third day of a stage festival for three days and a preliminary evening
Libretto and music by Richard Wagner
Siegfried CLAY HILLEY
Gunther THOMAS LEHMAN
Alberich JÜRGEN LINN
Hagen GIDON SAKS
Brünnhilde NINA STEMME
Gutrune /Third Norn AILE ASSZONYI
Waltraute OKKA VON DER DAMERAU
First Norn / Flosshilde ANNA LAPKOVSKAJA
Second Norn / Wellgunde KARIS TUCKER
Woglinde MEECHOT MARRERO
Chor & Orchester der Deutschen Oper Berlin
Conductor Sir Donald Runnicles
Chorus Jeremy Bines
Production Stefan Herheim
Stage Stefan Herheim, Silke Bauer
Costumes Uta Heiseke
Light Ulrich Niepel
Video Torge Moller
Dramatic advisers Alexander Meier-Dörzenbach, Jörg Königsdorf
Berlin, 17th October 2021
It is hard to review parts of a Ring des Nibelungen whose operas are not performed in their order. Due to Corona the Deutsche Oper Berlin started its new Ring project with Walküre in September 2020 followed by Rheingold in June and Götterdämmerung in October 2021. The opening night of Siegfried is announced for 12th November within a first run of the complete Ring. Each part of the cycle has its own story which can be performed separately but aspiring opera directors tend to retell the whole tetralogy in their own way. To name but a few, Joachim Herz, Patrice Chéreau and Götz Friedrich did great jobs in the past in Leipzig, Bayreuth and Berlin, respectively. Stefan Herheim fails completely compared with Götz Friedrich’s preceding production which was running most successfully for more than 30 years. As essential as the Leitmotif is in Richard Wagner’s Opus magnum, I cannot find any in the production or the stage by Herheim and his co-designer Silke Bauer dominated by heaps of scuffed suitcases and a grand piano covered by a white sheet sometimes or producing white steam or in which somebody can disappear. The suitcase mountain landscape alternates with a nearly exact copy of the foyer of the opera house including the wall sculpture by George Baker who was inspired by Richard Wagner’s ideas of space and time. Herheim uses lots of details and symbols influenced by or associated with the composer but he gets lost in antics and even crudity, which becomes most manifest at the end of the six-and-a-half-hour opera night when a cleaning worker appears on the empty stage to sweep away the shreds of the supposedly sunken world theatre. Anyway, music matters most in opera even though there is quite a lot missing for an untarnished musical experience. Sir Donald Runnicles is known for his flat and slow rather than differentiated and dynamic conducting but he cannot fully rely on the Orchester der Deutschen Oper showing clear signs of inaccuracy in the brass players, generally not in its best form unlike the Chor der Deutschen Oper. The chorus scenes are performed with power and precision thanks to chorus director Jeremy Bines. The 13 solo parts are among the most demanding of the Wagner repertoire. The originally announced Simon O’Neill as Siegfried was replaced by Clay Hilley who is undoubtedly in for an extraordinary international career. He has a brightly agile tenor voice with no glimmer of the rasping tightness that afflicts many singers in this so-called “Helden”, or heroic repertory. Gidon Saks as Siegfried’s opponent Hagen was announced as indisposed. It is a pity that his voice gave out almost entirely. Usually showcasing a truly black bass, both Hagen’s watch and the calls to summon the Gibichung vassals failed. It is hard to tell the impact on the dramatic balance once he recovers. As Gunther, Thomas Lehman sings with robust, clear tone while Aile Asszonyi as his Gibichung sister Gutrune remains mediocre. Jürgen Linn’s Alberich is respectable without leaving a particular mark. Okka von der Damerau sings an affecting Waltraute with her plush mezzo-soprano, fervour and dramatic sensitivity. Hers is the best vocal performance! Nina Stemme has been a much sought-after “Hochdramatische”, or heroic soprano for many years. As Brünnhilde she still masters the probably longest opera role with stamina and commitment, which does not hide the fact that her voice has lost most of its colour and she has to keep forcing it for dramatic phrases, thus producing a less beautiful sound. The three Norns and Rhinemaidens are adequately cast with members of the opera company that Meechot Marrero as Woglinde stands out of. The most annoying thing is Stefan Herheim’s production which simply defies description. He is obviously lacking an overall approach to the Ring. So he is trying to make up for the loss of inspiration by self-quotations, empty gestures and underwear acts. He even destroys the dramatic structure of the plot by both Siegfried and Gunther commanding Brünnhilde at the end of the 1st act to obey and follow them, and splitting Siegfried’s vocal part between the two. That qualifies the evening to be announced as “Götterdämmerung by Herheim after Wagner”. I hope the audience will realise that and stay away from future productions like that.
Es ist schwer, Teile eines Rings des Nibelungen zu besprechen, dessen Opern nicht in ihrer Reihenfolge aufgeführt werden. Durch Corona begann die Deutsche Oper Berlin ihr neues Ring-Projekt mit der Walküre im September 2020, gefolgt von Rheingold im Juni und Götterdämmerung im Oktober 2021. Die Premiere von Siegfried ist für den 12. November im Rahmen eines ersten vollständigen Ring-Durchlaufs angekündigt. Jeder Zyklusteil ist eine eigene Geschichte, die separat aufgeführt werden kann, aber ehrgeizige Regisseure neigen dazu, die ganze Tetralogie aus eigener Sicht neu zu erzählen. Um nur einige zu erwähnen, leisteten Joachim Herz, Patrice Chéreau und Götz Friedrich einst Großartiges in Leipzig, Bayreuth und Berlin. Stefan Herheim scheitert auf der ganzen Linie im Vergleich zu Götz Friedrichs Vorgängerproduktion, die mehr als 30 Jahre überaus erfolgreich lief. So wesentlich wie das Leitmotif in Richard Wagners Opus magnum ist, kann ich kein derartiges in Regie oder Bühnenbild von Herheim und seiner Mitarbeiterin Silke Bauer erkennen, das von Bergen abgenutzter Koffer und einem Konzertflügel dominiert wird, der manchmal von einem weißen Laken verhüllt wird oder weißen Dampf aufsteigen lässt oder in dem jemand verschwinden kann. Die Kofferberglandschaft wechselt sich mit einem nahezu authentischen Nachbau des Foyers des Opernhauses ab, einschließlich der Wandskulptur von George Baker, der von Richard Wagners Ideen von Raum und Zeit inspiriert wurde. Herheim nutzt eine Mange Details und Symbole, die vom Komponisten beeinflusst oder mit ihm in Verbindung gebracht wurden, verliert sich jedoch in Mätzchen und sogar Geschmacklosigkeit, was am Ende des sechseinhalbstündigen Opernabends überdeutlich wird, wenn eine Putzkraft auf der leeren Bühne erscheint, um die Schnipsel des vermeintlich versunkenen Welttheaters wegzufegen. In jedem Fall zählt in der Oper am meisten die Musik, obwohl eine ganze Menge für ein ungetrübtes musikalisches Erlebnis fehlte. Sir Donald Runnicles ist bekannt für sein eher breites und langsames als ein ausgewogenes und dynamisches Dirigat, kann sich aber nicht ganz auf das Orchester der Deutschen Oper verlassen, das deutliche Zeichen von Unsicherheit bei den Blechbläsern aufweist und insgesamt nicht in bester Form ist, anders als der Chor der Deutschen Oper. Die Chorszenen kommen mit Wucht und Präzision daher, dank des Chordirektors Jeremy Bines. Die 13 Solopartien gelten wohl als die anspruchsvollsten des Wagner-Repertoires. Der ursprünglich als Siegfried angekündigte Simon O’Neill wurde von Clay Hilley ersetzt, dem zweifellos eine außergewöhnliche internationale Karriere bevorsteht. Er besitzt eine leuchtend agile Tenorstimme ohne Anflug an krächzender Enge, die vielen Sängern des Heldenfachs zu schaffen macht. Gidon Saks als Siegfrieds Gegenspieler Hagen wurde als indisponiert angekündigt und leider fiel seine Stimme fast ganz aus. Was für einen echt schwarzen Bass sonst ein Heimspiel ist, sowohl Hagens Wachtgesang als auch die Gibichungenrufe verpufften. Schwer zu sagen, welche Wirkung eine Topform des Sängers auf das dramatische Gleichgewicht gehabt hätte. Als Gunther singt Thomas Lehman mit robust-klarem Ton während Aile Asszonyi als seine Gibichungenschwester Gutrune mittelmäßig bleibt. Jürgen Linns Alberich ist respektabel ohne besonderen Eindruck zu hinterlassen. Die beste stimmliche Leistung bietet Okka von der Damerau! Sie singt eine ergreifende Waltraute mit ihrem luxuriösen Mezzo, Leidenschaft und dramatischer Empfindsamkeit. Nina Stemme ist seit vielen Jahren eine der gefragtesten Hochdramatischen. Als Brünnhilde meistert sie noch immer die wahrscheinlich längste Opernpartie mit Ausdauer und Einsatz, was nicht darüber hinwegtäuscht, dass ihre Stimme an Farbe verloren hat und sie sie immer wieder für dramatische Momente forcieren muss, wodurch sie einen weniger schönen Klang annimmt. Die drei Nornen und Rheintöchter sind mit Ensemblemitgliedern entsprechend besetzt, wobei Meechot Marrero als Woglinde hervorsticht. Am ärgerlichsten ist Stefan Herheims Regie, die jeder Beschreibung spottet. Ihm fehlt offenbar ein Gesamtkonzept für den Ring. So versucht er den Verlust an Inspiration durch Selbstzitate, leere Gesten und Unterwäschegags auszugleichen. Er zerstört sogar die dramatische Struktur der Handlung, indem Siegfried und Gunther Brünnhilde am Ende des ersten Aktes zusammen bezwingen und Siegfrieds Part auf beide aufgeteilt wird. Das prädestiniert den Abend, als “Götterdämmerung von Herheim nach Wagner” angekündigt zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass es das Publikum erkennt und ähnlichen zukünftigen Produktionen fernbleibt. Photo Bernd Uhlig